02.06.22

PruefungNS

Prüfablaufplan nach DIN VDE 0100-600 (Erstprüfung) und DIN VDE 0100/0105 (Wiederholungsprüfung)

Prüfablaufplan nach DIN VDE 0100-600 (Erstprüfung) und DIN VDE 0100/0105 (Wiederholungsprüfung)

Dieser Prüfablaufplan ist eine Empfehlung und erhebt keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit. Allein die EFK oder bP legt nach Sichtprüfung die sinnvolle Reihenfolge der Prüfschritte fest. Denn nur diese Personen können anhand ihrer Ausbildung und Erfahrung mit vergleichbaren Anlagen eine fachkundige Entscheidung treffen. Der Zweck dieser Prüfungen ist der Nachweis, dass eine elektrische Anlage den Sicherheitsvorschriften und den Errichtungsnormen entspricht. Wiederkehrende Prüfungen sollen Fehler aufdecken, die nach der Inbetriebnahme aufgetreten sind und den Betrieb behindern oder Gefährdungen hervorrufen können.

1. Sichtprüfung DIN VDE 0100-600 (Erstprüfung) und DIN VDE 0100/0105 (Wiederholungsprüfung)

Für seine Anlagen muss der Betreiber die Prüffristen festlegen. Er muss nach einer Erstprüfung gemäß DIN VDE 0100-600 sowie nach jeder Prüfung nach Änderung der Anlage gemäß VDE 0105- 100 Frist und Umfang der Wiederholungsprüfung nach DIN VDE 0105-100 mittels einer Gefährdungsbeurteilung gemäß Arbeitsstättenverordnung festlegen. Es können auch weitere Prüfungen durch Behörden oder Versicherungen vorgeschrieben sein, die von diesen Prüfungen unabhängig durchgeführt werden müssen.
Der Prüfer beginnt mit der Sichtprüfung. Er besichtigt alle Betriebsmittel der Anlage danach, ob diese sichtbare Mängel aufweisen und sowohl den Vorschriften nach DIN VDE 0100 als auch den Vorgaben des Herstellers entsprechen.

Checkliste für Besichtigen nach DIN VDE 0100

  • Schutzmaßnahmen gegen elektrischen Schlag
  • Vorhandensein und Zustand von Brandabschottungen
  • Vorkehrungen, die das Ausbreiten von Feuer verhindern
  • Vorkehrungen, die thermische Belastung verhindern
  • Auslegung und Verlegung von Leitungen oder Kabeln
  • Hauptpotenzialausgleich, Erdungsanlage, Stromschienen
  • Die Kontrolle der ordnungsgemäßen Befestigung
  • Installation und Einstellung der Schutz- und Überwachungsgeräte
Erproben ist der nächste Schritt einer Prüfung. Sie erfolgt, um die bestimmungsgemäße Funktion einer Anlage und aller Betriebsmittel nachzuweisen, die der Sicherheit dienen. Zudem muss bei der Erprobung die Anlage auch betrieben werden.

Checkliste für das Erproben nach DIN VDE 0100

  • Schutzrealais, NOT-AUS-Einrichtungen, Verriegelungen
  • Isolationsüberwachungen
  • Prüf-Tasten von Fehlerstrom-Schutzeinrichtungen
  • Melde- und Anzeigeeinrichtungen
Alle Werte, die nicht durch bloßes Besichtigen und Erproben festgestellt werden, müssen im dritten Schritt durch geeignete Messgeräte gemessen werden, um den Nachweis der Wirksamkeit aller Schutzmaßnahmen zu erbringen. Alle Messungen sind nur mit geeigneten Prüfmitteln durchzuführen, die den Normen gemäß VDE 0413 oder DIN EN 61557 entsprechen.

2. Erdungsmessung DIN VDE 0100 - 600 und DIN VDE 0100 / 0105

Die Messung des Erdungswiderstandes ist die grundlegendste Prüfung bei einer Neuanlage. Sie ist die einzige Möglichkeit, um die Wirksamkeit des Fundamenterders nachzuweisen.
Meist wird die Erdungswiderstandsmessung nicht durchgeführt, obwohl sie in verschiedenen Regelwerken grundsätzlich für alle Netzformen gefordert wird. Die Erdungswiderstandsmessung muss zum Beispiel nach DIN 18014 direkt nach dem Herstellen des Fundamenterders durchgeführt werden oder nach der Blitzschutznorm DIN VDE 0185-305-3 beim Bau des Blitzschutzes. Der Erder muss heute mehrere Aufgaben übernehmen – neben Blitzschutzerdung auch die Vermeidung von Spannungsverschleppungen im Fehlerfall und manchmal auch eine Funktionserdung für EDV- und Kommunikationsanlagen.

Empfehlungen für den Erdungswiderstand

Netzformen Empfehlung
TN-System: Für den Einhalt der Abschaltbedingung gilt: RA* x IΔN ≤ 50 V. Für Blitzschutzanla- gen sollte gemäß DIN EN 62305 der Wert von 10 Ω erreicht werden.
TT-System: Überstromschutz Zs x Ia ≤ U0
FI/RCD-Schutz RA*x IΔN ≤ 50V
*RA = Anlagenerde Bei TN-Systemen wird der Erder vom VNB (EVU) geliefert. Ein typischer Wert für diesen Erder ist < 1Ω.

Messmethoden für den Erdungswiderstand

  • 3-Leiter-Erdungsmessung

    Strom- und Spannungsmessmethode (62 % Methode).

  • 4-Leiter-Erdungsmessung zur Prüfung des spezifischen Erdwiderstands

    Prüfung des spezifischen Erdwiderstands (Erstprüfung nach Wenner).

  • Selektive Erdungsmessungen mit einer Stromzange (ART)

    Messen ohne das Auftrennen der einzelnen Erder und um den Einfluss paralleler Erder zu verhindern.

noch mehr Wissen über die Erdungsmessung?

3. Prüfung von Schutzleiter PE und Potenzialausgleich

Die Durchgängigkeit des Schutzleiters wird mit einer Messung des Widerstands zwischen dem (Haupt-)Schutzleiter/ PE-Schiene am Verteiler und dem Schutzleiteranschluss an der Steckdose und allen anderen Betriebsmitteln mit Schutzleiter nachgewiesen. Bei der Messung ist die Anlage auszuschalten und der Neutralleiter ist zu trenne.

Neben dem Schutzleiter müssen auch der Leiter des Schutzpotenzialausgleichs über die Haupterdungsschiene und alle Vorrichtungen zum Schutzpotenzialausgleich geprüft werden. Diese Widerstandsmessung muss man bei wechselnder Polarität mit einem Prüfstrom von mindestens 200 mA durchführen.

Ein bestimmter Grenzwert ist nicht vorgegeben. Der gemessene Wert sollte aber dem Wert entsprechen, der aufgrund Leitungslänge, Querschnitt und Übergangswiderständen zu erwarten ist. Der Richtwert am Schutzleiter beträgt <1 Ω. Der Richtwert am Potenzialausgleichsleiter beträgt <0,1 Ω.

Messgeräte für die Prüfung nach DIN VDE 0100-600 (Erstprüfung) und DIN VDE 0100/0105 (Wiederholungsprüfung)

EurotestXD Standard-Set
Installationstester VDE0100/ 0105
Artikel-Nr.: MI3155ST
2.750,00 €*

Sofort verfügbar, Lieferzeit: 1-3 Tage

Satz
Profitest Intro Installationstester
VDE 0100/ 0105 CATIV/300V; CATIII/600V IP52/40
Artikel-Nr.: M520T
1.450,00 €*

Sofort verfügbar, Lieferzeit: 1-3 Tage

Stk
%
MFT1845+ -SC-DE Installationstester
CATIV/300V, CATIII/600V IP54; VDE0100/0105
Artikel-Nr.: 1012-597
1.765,00 €* 2.075,00 €* (14.94% gespart)

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4. Prüfung der Isolation

Die Isolationsmessung ist notwendig, um die Eigenschaften der Isolation in elektrischen Installationen zu prüfen. Dabei wird bei abgeschalteter Anlage der Isolationswiderstand mindestens zwischen allen aktiven Leitern (L und N) gegen den Schutzleiter (PE) mit einer Prüfgleichspannung 500 V (DC) gemessen

Zur Messung kann man auch die aktiven Leiter kurzschließen, um eventuell angeschlossene Verbraucher nicht zu schädigen. Die Prüfspannung und die Grenzwerte nach DIN VDE 0100-600 sind abhängig von der Nennspannung der Stromkreise, so wie sie in der Tabelle festgelegt sind:

Grenzwerte für den Isolationswiderstand

Nennspannung des Stromkreises Prüfgleichspannung (DC) Mindestwerte der Isolation
SELV und PELV 250V ≥ 0,5MΩ
Bis 500V sowie FELV 500V ≥ 1,0MΩ
Über 500V 1.000V ≥ 1,0MΩ

WICHTIG:

Betriebsmittel oder Schutzeinrichtungen (insbesondere RCD Typ B) können aufgrund hoher Prüfspannungen beschädigt werden. Deshalb sollten diese empfindlichen Betriebsmittel nach Möglichkeit während der Prüfung vom Stromkreis getrennt sein. Wo das nicht möglich ist, etwa bei Stromkreisen, die durch einen Überspannungsschutz geschützt werden, kann die Prüfspannung für den betroffenen Stromkreis reduziert werden (z. B. auf 250V). Dabei darf jedoch der Wert für den Isolationswiderstand 1 MΩ nicht unterschreiten. .

Tipp:

Die separate Messung aller aktiven Leiter gegen PE ist zwar aufwändiger, bietet jedoch wertvolle Erkenntnisse über deren Zustände. Dabei sind diese Werte mit den üblichen Messwerten zu vergleichen. Eventuelle kapazitive Aufladungen der Prüflinge sind nach der Messung zu entladen. Darüber hinaus ist oft eine Messung zwischen aktiven Leitern gegeneinander sinnvoll und empfehlenswert.

noch mehr Wissen über die Isolationsmessung?

5. Prüfung der Abschaltbedingungen (Messung der Schleifenimpedanz)

Die Messung der Schleifenimpedanz ist erforderlich, um die Einhaltung der Abschaltbedingungen nach DIN VDE 0100-410 nachzuweisen. Die Messung der Schleifenimpedanz erfolgt vom Außenleiter über den Schutzleiter. Gemessen wird hier der Gesamtwiderstand der Schleife, also der Leitungswiderstände, der Impedanz der Stromquelle und der Widerstand der Schutzeinrichtungen. Daraus wird der maximale Kurzschlussstrom errechnet und vom Gerät angezeigt. Dieser Strom muss so hoch sein, dass die vorgeschaltete Überstromschutzeinrichtung entsprechend schnell auslösen kann. Damit überprüft man die korrekte Dimensionierung der Überstromschutzeinrichtung (Sicherung). Auf die Messung darf verzichtet werden, wenn der Stromkreis über eine Fehlerstromschutzeinrichtung (RCD) mit maximal 500 mA Bemessungsdifferenzstrom geschützt ist.

Die Schleifenmessung

Bei einem Sicherungsautomaten vom Typ B 16 muss zum Beispiel ein Strom von mindestens 80A fließen, damit dieser innerhalb von 0,4 oder 0,2s auslöst. In der unteren Tabelle finden Sie alle Werte für den Schleifenwiderstand den entsprechenden Sicherungstypen der Charakteristik B und ihren Auslöseströmen übersichtlich zugeordnet.

Zu beachten ist auch die Messunsicherheit von 30% nach DIN EN 61557-3 sowie die Änderung des Gesamtwiderstandes durch die Erwärmung der Kupferleitungen in der Anlage während des Betriebes und im Fehlerfall von 20% nach VDE. Es sollte nach DIN VDE 0100-600 also ein Sicherheitszuschlag von 50% auf den zu erreichenden Kurzschlussstrom hinzugerechnet werden, also müssen bei einem Sicherungsautomaten B 16 80A zzgl. 50% = 120A mit dem Prüfgerät mindestens gemessen werden.

Tipp:

Bei der Bewertung der Messung einer Fehlerschleifenimpedanz braucht je Stromkreis nur die Messstelle dokumentiert werden, mit den schlechtesten Messergebnis.

LS-Schalter mit Charakteristik B bei 230 V

IN [A]

Nennstrom

IA [A]

Auslösestrom

<ZS [Ω]

Max. Schleifenwiderstand

6 30 7,67
10 50 4,6
13 65 3,53
16 80 2,88
20 100 2,30
25 125 1,84
32 160 1,44
35 175 1,31
40 200 1,15
50 250 0,92
63 315 0,73

6. Prüfung der Fehlerstromschutzeinrichtungen FI/RCD

Die Prüfung von Fehlerstrom-Schutzschaltern ist notwendig, um die Einhaltung der Abschaltbedingungen und den Zusatzschutz gemäß DIN VDE 0100-410 nachzuweisen. Für jeden RCD ist die Auslösezeit zu messen. Es ist ratsam, auch den Auslösestrom festzustellen. Vor der Messung muss die Durchgängigkeit der Schutzleiter nachgewiesen sein. Es genügt, jeden Fehlerstromschutzschalter einmal zu prüfen, unabhängig wie viele Stromkreise und Betriebsmittel über diesen geschützt werden.

Berührungsspannung nach DIN VDE 0100-410: AC ≤ 50V

Prüfung von FI/RCD-Schutzschalter Typ B, B+

Fehlerstrom-Schutzschalter des Typs A erkennen keine glatten DC-Fehlerströme. Fehlerstrom-Schutzschalter des Typs B und B+ müssen nicht nur mit Wechselfehlerstrom, sondern auch mit einem glatten Gleichfehlerstrom geprüft werden, da die Fehlerstromschutzschalter vom Typ B und B+ zwei Auslösemechanismen besitzen.

Prüfung von FI/RCD-Schutzschalter Typ F

Typ F Schutzschalter unterscheidet zuverlässig zwischen nieder- und hochfrequenten Ableit-/Fehlerströmen. Dieser Typ wird oft vor einphasigen Frequenzumrichtern verwendet.

Definition der FI/RCD-Typen

Typ A Erfasst Fehlerströme AC und pulsierende Fehlerströme DC. Korrekte Auslösung nur bei 50 bis 1.000 Hz nach DIN EN 61008-1.
Typ AC Erfasst Fehlerströme AC der Netzfrequenz (nicht erlaubt in Deutschland).
Typ B Erfasst Fehlerströme AC und pulsierende Fehlerströme DC bei 50Hz und glatte DC-Fehlerströme Netzfrequenz. Damit gilt er als allstromsensitiv.
Typ F Erfasst Fehlerströme AC und pulsierende Fehlerströme DC bei 50Hz sowie AC-Ströme mit anderen Frequenzen als 50Hz.

Gemäß DIN VDE 0100-600 muss die Wirksamkeit der Maßnahmen durch automatische Abschaltung nachgewiesen werden. Die Auslösezeit sollte in der Regel zwischen 20 und 40 ms liegen (abweichende Wert je nach Hersteller möglich). Der Maximalwert ist 300 ms oder kürzer je nach Netzform und Netzspannung.

Der Auslösestrom muss:

  • bei AC zwischen 50 und 100 % sein
  • bei Pulsströmen (Typ A) zwischen 35 und 140 % sein
  • bei DC zwischen 50 und 200 % sein

Eine Berührungsspannung von 0 V entspricht einem Erdungswiderstand < 1 Ω. Für TN-Systeme ein typischer Wert. Im TT-System liegt er oft darüber (siehe Grenzwerte-Tabelle). Erforderlich ist auch die Funktionsprüfung der Auslösung durch die Prüftaste.

Grenzwerte

Nennfehlerstrom Max. Erdungswiderstand bei Berührspannung 25V Max. Erdungswiderstand bei Berührspannung 50V
10mA 2.500Ω 5.000Ω
30mA 833Ω 1666Ω
100mA 250Ω 500Ω
300mA 83Ω 166Ω
500mA 50Ω 100Ω